IN DIE FERNE, IN DIE TIEFE – Marmeladenglasmomente
Konserviere den Augenblick! || Kreta, Griechenland
Diese Story ist ein Ausschnitt aus meinen Tribe-Notes, die ich im Juni 2022 nach meinem Kreta-Retreat an meinen Tribe verschickt habe. Es ist noch nicht zu spät, für 2023 noch viele wunderbare Marmeladenglas-Momente zu sammeln. Dieser Text ist dein Reminder!
2022 geht in meine persönliche Geschichte ein.
Wenn es vorbei ist, werde ich sagen, dass es zugleich mein härtestes und mein glücklichstes Jahr war.
Es wird hart gewesen sein, weil ich einen Teil von mir verloren habe.
Es wird glücklich gewesen sein, weil ich einen Teil von mir gefunden habe.
#oldplacesnewstories
Algarve. Triest. Mallorca.
Und jetzt Kreta.
Die altbekannten Orte mit neuen Erinnerungen füllen. Meine wichtigste Mission in diesem Jahr.
Überhaupt, einfach das Wunderbare in allem zu sehen. Das Leben nicht neu zu denken, sondern es einfach zu leben. Sich selbst umarmen und bedingungslos zu lieben. Und das nicht nur zu behaupten, sondern es auch wirklich zu tun.
Das köstliche Eis zu essen, obwohl man eigentlich schon satt ist.
Den Schokoladenfleck auf dem Kleid zum Anlass nehmen, um die Garderobe zu erweitern.
Das fünfte Armbändchen mit den Muscheln kaufen, obwohl es eigentlich keinen Platz mehr am Handgelenk hat. Weil man auch Geschenke an sich selbst nicht ablehnen sollte.
Die Gläser nochmals mit dem köstlichen Wein füllen, um die Welt durch das zarte Rosé zu betrachten und allen Ballast einfach abperlen zu lassen. So wie die kleinen Tropfen, die an der Außenseite entstehen, wenn die Eiswürfel ihre Wirkung entfalten, während sie im Glas sanft aneinanderprallen.
Details, die man leicht übersehen – oder auch für immer in Erinnerung behalten könnte.
Es gibt immer zwei Seiten. Und wir haben immer die Wahl, uns für das eine oder das andere zu entscheiden.
Ein weiteres Mal im Meer abtauchen, bevor die Sonne untergeht. Auch wenn die Überwindung größer ist und der Bikini danach nicht mehr trocknet.
Das Leben ist zu kurz, um irgendetwas nicht zu tun. Ziemlich egal, was dieses Irgendetwas ist. Die Dringlichkeit wird Tag für Tag größer.
Die Hände durch das Wasser gleiten lassen, die Füße tief im Sand vergraben. Weil beides besser als jedes Spa-Treatment ist.
Man muss es mir nicht unbedingt nachmachen, aber man kann es vorsichtig probieren: Mit den sandigen Füßen in den Flip-Flops über die steile Felsentreppe stolpern. Sich das Knie und beide Ellbogen dabei aufschlagen. Ein unerwarteter Aha-Moment.
Hinfallen, aufstehen, lächeln & mit einem Gruß an das innere Kind weitergehen.
Das blutige Knie betrachten und eine Zeitreise in die Vergangenheit machen. Als das Knie an derselben Stelle geblutet hat.
Damals an einem heißen Sommertag. Ein rotes Fahrrad. Ein spitzer Stein auf einem Schotterweg.
Die Narbe, die auch nach fast 40 Jahren noch zu sehen ist. Eine alte Erinnerung, die aufgefrischt werden wollte.
Auch wenn man es nicht glaubt, heilt die Zeit die meisten Wunden.
Oder liegt es daran, dass uns das, was uns nicht umbringt, tatsächlich härter macht?
Eine Erinnerung an die Momente der unbändigen Freude und an die Momente tiefster Verzweiflung. Und an die unzähligen Grauzonen dazwischen.
Wichtig oder auch nicht, aber immer noch präsent. Während anderes in Vergessenheit geraten ist oder sich zu einem späteren Zeitpunkt bemerkbar macht.
Was einer Person unvergessen bleibt, streift eine andere nur kurz. Was prägend für diesen einen Menschen war, lässt einen anderen völlig kalt. Dass es so ist, erklärt eine Geschichte aus dem Buch ‘Und Nietzsche weinte’. Ich habe sie in vor ein paar Jahren ausgerechnet in Griechenland gelesen. Und verbinde damit noch weitere Erinnerungen, die voller Emotionen sind. An einen Menschen, der nicht mehr da ist.
Es sind die Narben des Lebens, die uns zu dem machen, was wir sind.
Die uns vielleicht sogar anspornen, das Leben so gut es geht, gelingen zu lassen.
Ein gelungenes Leben. So nannte es eine Retreat-Teilnehmerin, die nur wenige Tage zuvor unser Bummel Genuss Yoga Retreat in der Villa Zoe durch meinen Kommentar auf einem Instagram-Account entdeckt hatte.
Es gibt keine Zufälle. Nein, die gibt es nicht.
Eine Handvoll Frauen, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Und dazu die Idee, Yoga und Genuss unter der kretischen Sonne verschmelzen zu lassen.
Bei einer Meditation zum Sonnenuntergang fielen mir die ‚Marmeladenglasmomente‘ ein.
Diese glückseligen Momente, in welchen alles seine Ordnung hat.
Diese Momente, die einfach nur gut sind, weil sie nicht besser sein müssen.
Nicht höher, sondern tief.
Nicht schneller, sondern gehaltvoll.
Nicht weiter, und auch nicht früher oder später. Sondern genau hier und jetzt.
Momente, die keinen Superlativ brauchen.
Momente, die ohne Wenn und Aber existieren.
Momente, die so kostbar sind, dass wir sie für später konservieren wollen. Wir sammeln Marmeladenglasmomente, damit auch der Winter noch nach Sommer schmeckt.
Ja, es funktioniert. Wenn wir uns Jahre später an einen bestimmten Moment detailgetreu erinnern – eine Geste, ein Duft, eine Farbe, ein Gefühl – dann wissen wir, dass wir das Marmeladenglas gefüllt haben. Wir können es jederzeit öffnen, von der schönen Erinnerung kosten und sie damit wieder lebendig machen.
xo, Jeanette