TRIBE-NOTES 03/24 – KRETA. Einatmen, ausatmen, glücklich sein.
Man denkt, das Leben müsse kompliziert oder schwierig sein, bevor es angenehm und leicht wird. No mud, no lotus. Doch das Glück ist keine Lotusblüte, und ich nicht Thich Nhat Hanh. Und so hat mich an jenem Morgen ein Glücksmoment gefunden. Einfach so. Leise und unerwartet, tanzend zwischen Himmel und Meer.
Kürzlich in Kreta.
Ein Moment vollkommener Präsenz.
Ich spürte, dass er besonders und bedeutungsvoll ist.
Als würde sich das Glück mit nichts außer Leichtigkeit liebevoll an meine Schulter lehnen. Als wollte es mir ein Zeichen geben, dass gerade nichts wichtiger ist, als das Hier und Jetzt mit allen Sinnen auszukosten. Denn nur so würde ich das Erlebte und Gespürte für immer speichern & zu jedem späteren Zeitpunkt abrufen können. Selbst an einem tristen Regentag wie heute…
Die Farben des Lichts.
Die Wärme der Sonne.
Der Duft in meiner Nase.
Das Gefühl auf meiner Haut.
Die Geräusche des Wassers
und der Klang der Musik.
Ich erkenne solche Zeichen mittlerweile gut. Und ich weiß, du bemerkst sie auch. Du bist wie ich am subtilen Dazwischen interessiert, sonst würdest du die Tribe-Notes gar nicht lesen.
Diesem Moment, der unerwartet um die Ecke kam, ging unser jährliches ‘Genuss Bummel Yoga Retreat’ in Kreta voraus. Im mittlerweile vierten Jahr zelebrierten wir die schönsten ‘Routinen’, die man sich vorstellen kann:
Beim Yoga den Duft des Morgens inhalieren, die Nuancen jedes einzelnen Atemzugs erkunden, gemeinsam lachen und alles zusammen tief im Herzen verankern.
Die pure Lebensfreude wie griechisches Essen weiterreichen, weil so viel davon da ist.
Von kleinen und großen Tellern naschen, auch dann, wenn wir längst satt sind.
Die Gläser erheben, weil sie, gefüllt mit eiskaltem Rosé, beim zweiten oder dritten Mal noch schöner klingen.
Auf dem Berg neben der Kirche die feine Linie zwischen dem satten Blau von Himmel und Meer suchen.
JA zu dem sagen, was bisher ein NEIN war. Und das Risiko eingehen, dass nicht alles Sinn ergibt.
Vicky Leandros-Lieder in allen Ton- und Stimmungslagen singen.
Die Leinenkleidchen kaufen, von welchen wir nicht ahnten, dass wir sie unbedingt brauchen.
Bei der Thai-Fußmassage nicht wissen, ob wir entspannt lachen oder vor Schmerzen weinen sollen.
Ja, wir hätten früh ins Bett gehen können, um am nächsten Morgen fit und ausgeruht auf der Yogamatte zu erscheinen. Weil man das so tut bei einem Yogaretreat. Doch niemals hätten wir es übers Herz gebracht, die ausgelassene FREUDE bei Cocktails und Cheesecake muttergottseelenalleine herumsitzen zu lassen. Also haben uns unsere Füße im Mondschein fast wie von selbst noch zu einem Absacker durch das zu dieser Zeit des Jahres noch vor sich hindösende Örtchen getragen.
Gibt es eigentlich ein Rezept für einen solchen Freudentaumel?
Kann man das Glück buchen? Lässt sich Happiness bestellen? Wer würde nicht die genauen Zutaten erfahren wollen?
So wie für den Cheesecake und den Espresso Martini, der uns jeden Abend noch besser schmeckte.
Und hier kommt sozusagen meine Vor-Erkenntnis zur großen Erkenntnis:
Glücksmomente folgen keinem Plan. Sie entstehen dort, wo man sie weder einfordert noch erwartet. Die denkwürdigen Augenblicke kommen völlig unaufgeregt daher.
Sie können einen an einem Bad Hair Day erwischen oder mit einem Fettfleck am Ärmel. Sie tauchen da auf, wo man abgeschminkt auf dem Sofa liegt.
Die besten Partys finden immer in der Küche statt. Und die legendärsten Erlebnisse hat niemand jemals ein Jahr im voraus geplant. Ist es nicht so?
Ich hatte keine großen Erwartungen an meinen Abreisetag. Ich hätte mich dem Kofferpacken widmen können oder traurig sein können, dass ich in wenigen Stunden nach Hause fliegen muss.
Doch ließ ich mich überreden, zwischen Frühstück und Flughafen doch nochmals an den Beach zu fahren, um ein SUP-Board auszuleihen. Nachdem das Meer am Vortag viel zu stürmisch war, war es an diesem Tag aalglatt – also perfekt.
‘You yourself are the eternal energy which appears as this universe. You didn't come into this world. You came out of it, like a wave from the ocean. You are not a stranger here.’
― Alan Watts
Woher mein anfänglicher Widerstand kam, konnte ich mir selbst nicht erklären. Wir paddelten erst kniend, dann stehend aufs Meer hinaus. Eine spontane Idee verdrängte schließlich jegliches Hadern und Zögern: Wie wäre es eigentlich, in der nächsten Bucht einen Cappuccino freddo direkt aufs Board zu bestellen?
Zu viert paddelten wir mit dem Flow eines eingeschworenen Fischschwarms zielstrebig auf den Beach zu.
Wir trieben auf unseren Boards gedankenverloren zwischen griechischer Sonne und türkisblauem Meer umher, bis der Kellner mit dem Coffee-Tray beschwingt über die unzähligen Stufen zwischen den Felsen herunterkam.
Wir hatten kein Geld dabei, er musste also darauf vertrauen, dass wir es ihm später vorbeibringen würden. Angesichts unseres strahlenden After-Retreat-Glows hatte er auch gar keine andere Wahl.
Kurz darauf bahnte sich der besagte Moment an…
Der Kaffeebecher klemmte zwischen Gummiseilen vorne am Board. Ich paddelte auf dem glatten Meer vor mich hin, den Blick zugleich in die Ferne und in die Tiefe gerichtet.
Plötzlich war alles still. Mein ganzes Sein wurde vom unendlichen Blau verschluckt.
Keine Vergangenheit, die es abzuschütteln galt.
Keine Zukunft, die mir Sorgen bereitete.
Keine Zeit, kein Raum. Mein Herz ganz weit und im Hier und Jetzt verankert.
Ich verlor die anderen aus den Augen und aus dem Sinn.
Es gab nur mehr mich und das Meer.
Alles war perfekt. Es war DER Moment, den ich so nicht kommen sah.
Während sich mein Verstand noch sein Köpfchen zerbrach, waren meine Sinne schon auf volle Aufmerksamkeit gepolt. Ich war präsent. So präsent, dass ich diesen Moment detailgetreu wieder abrufen kann. So wie jetzt, wenn ich darüber schreibe.
Vielleicht sind wir auf der Welt, um solche Momente zu sammeln. Vielleicht ist das die einzige, wirklich wichtige Aufgabe unseres Daseins.
Ein Ausflugsboot war dabei, in der Bucht zu ankern. Mit ‚Mamma Mia‘ schien man die Gäste an Board unterhalten zu wollen. Ein griechischer Sommer kommt ohne Eile ins Rollen. Ende Mai hatte sich noch kaum jemand bemüht, die Strände mit Sonnenschirmen zu bestücken. Sigá, sigá. Und so wirkte das einzige Ausflugsboot auf dem Wasser fast verloren und damit erträglich.
Mamma mia, here I go again
My, my, how can I resist you?
Als mich die Klangwolke erreichte, begann ich auf dem Board zu tanzen, das Paddel triumphierend in der Luft. Vielleicht weil mich gerade mein Moment gefunden hatte. Und das Glück zart auf meine Schulter tippte. Es war mir egal, ob ich die Balance verlieren würde oder nicht. Wozu sollte ich mich in starrer Sicherheit wiegen wollen?
Das Meeting mit dem Glück stand nicht auf meiner Agenda. Es kam einfach spontan, es liebt wohl Überraschungen.
Wäre ich dem Widerstand gefolgt, hätte ich es verpasst und stattdessen ordentlich meinen Koffer gepackt. Wie langweilig.
Wir paddelten zum Ufer, um unsere Boards zurückzugeben und nochmals ins Meer zu hüpfen und ein letztes Mal das Salzwasser auf der Haut zu spüren. Lebendigkeit ist ein Wort. Noch mehr ist es aber ein Gefühl, das man sich ab und an gönnen sollte.
Die vereinbarte Stunde war längst vergangen, aber der Typ vom Verleih mit der Aura eines griechischen Indiana Jones, nahm es nicht so genau.
„Ihr macht das genau richtig“, meinte er mit betont langsamer Stimme. Er würde die Menschen nicht verstehen, die im Urlaub denselben Stress an den Tag legen, wie zu Hause und nur hastig übers Wasser paddeln, um so viel wie möglich zu erleben.
Ja, vermutlich wissen sie noch nicht, was wir in Kreta gelernt haben: Dass man Glücksmomente nicht planen, kontrollieren und ihnen schon gar nicht hinterherjagen sollte. Denn so verscheucht man es. Man sollte nicht verzweifelt darauf warten und ihm kein Ultimatum stellen. Es wirft sich nicht in Schale und kommt, wenn es Lust dazu hat. Das Glück möchte behandelt werden wie die beste Freundin, die unangemeldet vor der Tür steht. Man fragt nicht, was sie will, sondern bittet sie herein und sagt: Schön, dass du da bist, was willst du trinken?
Und ich wette, wenn du dich jetzt in diesem Moment in deiner Nähe umsiehst oder tief in dich hineinspürst – es ist ganz egal, wo du gerade bist – du wirst irgendwo ein Stück vom Glück entdecken. Ganz bestimmt!
Und hier zum Kopieren, Nachspüren & Verinnerlichen – meine große Einsicht, die ich für uns, den Tribe, aufgeschrieben habe:
Das Glück, die Freude, das ganze Leben – all das liegt nicht an einem fernen unerreichbaren Ort. Sondern genau vor dir im gegenwärtigen Augenblick!
xo Jeanette
PS: Wie schön, dass du zu den Menschen gehörst, die in eine einzige Sache eintauchen und Geschichten zu Ende lesen. Falls dich meine inspiriert hat, lass’ doch etwas hier – einen Kommentar oder ein Like zum Beispiel! Warum? Weil es etwas in mir, aber auch in dir verändert.
IN DIE FERNE
VILLA ZOE – Wenn du die Tribe-Notes schon länger liest, kennst du meinen Lieblingsplatz in Kreta bestimmt. Das jährliche GENUSS BUMMEL YOGA Retreat ist für Daniela und mich zu einem liebgewonnenen Ritual geworden.
RESTAURANT IOKASTI – Köstliches Essen, der beste Cheesecake und grandiose Cocktails haben uns an unseren Retreat-Abenden ins Iokasti geführt. Es war ja auch ein Genuss-Retreat und das Lokal nur einen Steinwurf von der Villa Zoe entfernt! :)
TRIBE-NOTES – Du kannst meine Reisegeschichten hier auf Substack lesen. Wenn du es noch persönlicher magst und auf direktem Weg mit dem TRIBE und mir verbunden sein möchtest, solltest du die Tribe-Notes dennoch direkt abonnieren.
IN DIE TIEFE
BLUE MIND – Wasser macht gesund und glücklich, reduziert Stress und bringt uns zur Ruhe. Warum das so ist, weiß der Meeresbiologe Wallace J. Nichols, der den Dingen in seinem Buch buchstäblich auf den (Meeres-)Grund geht.
NO MUD, NO LOTUS – Thich Nhat Hanh erklärt eines der buddhistischen Prinzipien: Wahres Glück wird nicht erreicht, indem man danach strebt oder daran festhält, sondern durch das Loslassen und die Akzeptanz des gegenwärtigen Moments.
LOVE & GLOW – Die nächste 21 Tage Yoga-Journey ist allen Herzensqualitäten gewidmet – dem Glück, der (Selbst-)Liebe & der Freude. Sie startet am 9. Juni 2024.